Rede der Antifa Ostend am 4.8.2014

Auf der Demonstration gegen Antisemitismus am Montag, den 4.8.2014,zu der die “Initiative gegen Antisemitismus” aufgerufen hatte, hat auch die “Antifa Ostend” einen Redebeitrag gehalten. Zur Initiative  gehören neben Einzelpersonen, sowie die Frankfurter Gruppe “kritik & praxis – radikale linke [f]rankfurt”, die “Antifa Kritik & Klassenkampf”, die Gruppe “Boncuk”, sowie die “Antifaschistische Gruppe Frankfurt”. Trotz Unwetter waren ca. 400 Personen erschienen.

Hier sei der Redebeitrag der “Antifa Ostend” dokumentiert:

Wir, die Antifa Ostend, bewegen uns in einem Stadtteil, der einst das jüdische Viertel Frankfurts war – bis sich das “deutsche Volk” daran machte, die Juden in Frankfurt und in ganz Europa zu vernichten, die Synagogen nieder zu brennen und andere jüdische Einrichtungen zu beschlagnahmen. Aus dem Keller der ehemaligen Großmarkthalle im Ostend, bald der Sitz der Europäischen Zentralbank, wurden Tausende in den Tod geschickt.

Aber die Jüdinnen und Juden kamen zurück. Heute gibt es wieder jüdische Einrichtungen im Ostend und in der ganzen Stadt. Doch davor stehen nicht erst seit den jüngsten Ausschreitungen Bewaffnete zu deren Schutz. Denn der Antisemitismus ist aus Deutschland nie verschwunden. Entgegen der Behauptungen der deutschen Politik und Medien war ’45 in Deutschland nicht Schluss mit dem Judenhass. Und wenn er heute wieder offen aufflammt, dann ist das mitnichten nur ein Problem von Einwanderung und Integration.

Als Antifaschist_innen sehen wir es als eine unserer dringlichsten Aufgaben, uns diesem allgegenwärtigen Antisemitismus entgegenzustellen. Denn der Antisemitismus ist keine Meinung unter vielen, sondern eine Weltanschauung, die aller Emanzipation, nicht nur der der Juden, entgegensteht.

In diesem Sinne zitieren wir Jean-Paul Sartre, der 1946 schrieb: “Wir konstatieren, daß der Antisemitismus ein verzweifelter Versuch ist, gegen die Schichtung der Gesellschaft in Klassen eine nationale Union zu verwirklichen. Er ist ein Versuch, die Zersplitterung der Gesellschaft in einander feindselige Gruppen dadurch abzuschaffen, daß man die gemeinsamen Leidenschaften derart erhitzt, daß die Schranken schmelzen. Aber da die Trennungen fortbestehen, da ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ursachen nicht beseitigt wurden, will man sie alle in einer einzigen zusammenfassen: Die Unterschiede zwischen reich und arm, Arbeitern und Arbeitgebern, gesetzlichen und okkulten Mächten, Städten und Bauern und so weiter, sie alle faßt man in den einen Gegensatz zwischen Juden und Nichtjuden zusammen. […]
Es ist nicht an den Juden, als erste eine Liga gegen den Antisemitismus zu gründen, sondern an uns. […] Die Sache der Juden wäre halb gewonnen, wenn ihre Verteidiger nur einen Bruchteil der Leidenschaft und der Ausdauer aufbringen würden, die ihre Feinde daransetzen, sie zu vernichten.”

Kein Mensch wird frei sein, solange die Juden nicht im Vollbesitz ihrer Rechte sind. Kein Mensch wird sicher sein, solange ein Jude in der ganzen Welt, um sein Leben zittern muss!

Auch wenn wir heute wissen, dass es nicht reicht, sich “Kommunistin” zu nennen, um keine “Antisemitin” zu sein, sind wir überzeugt, dass die tatsächliche Bewegung gegen den Antisemitismus kämpfen muss. Und gerade an die Adresse unserer “antinationalen” Genoss_innen sagen wir, dass es deshalb heißt, unabhängig von der jeweiligen politisch-militärischen Lage im Nahen Osten, Israel als Schutzraum der Jüdinnen und Juden gegen alle die, die diesen vernichten möchten, zu verteidigen.

Gegen jeden Antisemitismus, nieder mit Deutschland und für den Kommunismus!

 

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