kritik&praxis scheißt sich aus

Die Gruppe kritik&praxis – radikale linke [f]rankfurt hat inzwischen gleich zwei Statements zur Demonstration am 4. August 2014 veröffentlicht. Als Gruppe haben sie auf ihrer Homepage einige Gedanken zum Thema veröffentlicht, und in der Tageszeitung “Neues Deutschland” hat sich eine Einzelperson aus dem Gruppenumfeld zum Thema geäußert.

kritik&praxis war Teil der “Initiative gegen Antisemitismus”, die sich spontan für die Demonstration am 4. Juli zusammentat. Heute scheinen sie ihr Engagement für einen Fehler zu halten, vor allem deshalb, weil sie zuließen, dass “die Antideutschen” eine Demo kaperteten, die sie für die ihrige hielten. Ebenso wie die Gruppe Morgenthau kommt kritik&praxis dabei nicht ohne die Konstruktion von Strohmännern aus. Schade.

Der entscheidende Fehler von kritik&praxis scheint ein falsches Verständnis von “antideutsch” zu sein. Im Grunde sind nämlich sowohl der Redebeitrag der Antifa Ostend, als auch der Gruppe Boncuk, also zwei von drei Redebeiträgen und die Mehrheit des Vorbereitungskreises der Demo als “antideutsch” zu bezeichnen. Da jene aber zu Recht nicht mit der Gruppe Morgenthau in einen Topf geworfen werden können, kommt kritik&praxis nicht drumrum die Augen davor zu verschließen.
In ihren Gedanken zur Demo behaupten sie die Antideutschen kämen nur freudig und hämisch aus ihren Löchern gekrochen, um israelischen Waffengängen zuzujubeln. In der Zwischenzeit hielten sie Winterschlaf. Das mag auf Fahnenschwenker zutreffen, nicht aber auf Antideutsche. Einige derer, die zu “den Antideutschen” gehörten, die kritik&praxis die Demo vermiesten, engagieren sich auch in der Zwischenzeit gegen Antisemitismus und für die Emanzipation.

Vielen Mitgliedern der klagenden Gruppe müsste das eigentlich klar sein. Stattdessen tragen sie aber eine pathologisierende und lächerlichmachende “Kritik” an “den Antideutschen” mit. Die Kolumne im Neuen Deutschland als auch ihr Statement zur Demo zeugen von einem Legitimationsdefizit der “antinationalen” Position. Statt die eigene Position aufzuwerten, versuchen sie ihre Gegner abzuwerten. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, sich selbst als beleidigte Leberwürste zu präsentieren. Gleichzeitig versuchen sie sich gönnerhaft zu geben:

Wir haben sie verloren, sie haben sich selbst verloren. Aber unsere Türen stehen selbstredend immer für diejenigen offen, die die aktuellen Entwicklungen ernstnehmen, die eigenen Positionen überdenken, die sich mit uns streiten und an unserer Seite stehen.
(Kolumne)

Dazu kann man nur sagen: Bauern schließen ihre Scheune eben nicht ab. Gottgleich wollen sie der Hirte für all die verlorenen Schäfchen sein.

Das Statement der Gruppe schließt:

Mit ihrem munteren Israel-Fanblöckchen haben sie ihr Ziel erreicht: für eine Weile redet niemand mehr über den Anlass der Demo – antisemitische Angriffe in Deutschland und anderswo – sondern nur noch über sie. Man könnte das mit einigem Recht als Entsolidarisierung mit den Betroffenen der Attacken und als praktische Behinderung eines ernst gemeinten Kampfes gegen Antisemitismus schelten;

Ums Ganze scheint es kritik&praxis kaum zu gehen, wenn sie es nicht schaffen, über den eigenen Tellerrand hinaus zu sehen. Die einzigen, die es nicht lassen können wahnhaft über “die Antideutschen” zu reden, sind die, die sie hassen. So leidenschaftlich wie kritik&praxis und die Wurfbude sich über ihre Gegner das Maul zerreissen tut es sonst niemand.
Im Vergleich zu den beteiligten Blogs (dieses hier eingeschlossen) oder dem Neuen Deutschland wird das Stadtmagazin “Journal Frankfurt” von Vielen gelesen. Dieses hat in der aktuellen Ausgabe Antisemitismus zum Titelthema und verschweigt statt der antisemitischen Gewalt, die Demonstration am 4. August.
Vielleicht ist das schlauer?

An die Adresse der “antinationalen Genoss_innen”, wie in der Rede der Antifa Ostend die Gruppe kritik&praxis bezeichnet wird, gilt zu sagen: Wer Antisemitismus offensichtlich so falsch versteht wie ihr zu tun scheint, kann vom Kommunismus keine Ahnung haben.

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